Klimawandel
Viele der mindestens 569 Wildbienenarten Deutschlands sind in ihrem Bestand bedroht. Ein wichtiger Grund dafür sind die intensivierte Landnutzung mit Pestizideinsatz und der Verlust von Nahrungs- und Nistmöglichkeiten. Doch was bedeutet eigentlich der Klimawandel für die Wildbienen?
Erhöhter Konkurrenzdruck
Generell konkurrieren Arten, die in Lebensräumen mit günstigen Umweltbedingungen vorkommen, miteinander um das Nahrungsangebot, während Spezialisten zwar an extreme Umweltbedingungen angepasst sein können, aber wenig in Konkurrenz mit anderen Arten stehen. Die Auswirkungen des Klimawandels könnten dieses Gleichgewicht beeinträchtigen. So kann es passieren, dass bei steigender Temperatur wärmeliebende Wildbienenarten in alpine Lebensräume vordringen und dort bisher lebende Wildbienenarten verdrängen könnten.
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Die Temperatur spielt eine große Rolle beim Schlüpfen der Wildbienen und Blühbeginn. Wildbienen sind beispielsweise darauf angewiesen, dass beim Schlupf ihre jeweiligen Nahrungspflanzen blühen und Pollen und Nektar bereitstellen.
Viele Hummerarten, aber auch andere Wildbienen und hier vor allem die Spezialisten sind betroffen, denn Pflanze und Tier reagieren unterschiedlich schnell auf den Temperaturanstieg.
Hier eine kleiner Beispiel:
Da sich die Küchenschelle schneller an die höheren Temperaturnen anpasst als die Wilbiene, treffen sich beide nicht mehr. Die Küchenschelle ist schon verblüht, wenn die Mauerbiene unterwegs ist. Damit könnte es in dieser Zeit an Bestäubern für die Küchenschelle fehlen. Genauso bedeutet ein verfrühter Schlupf Nahrungsmangel für die Gehörnte Mauerbiene.
Wenn in Folge des Klimawandels bestimmte Blütenpflanzen selten werden oder in manchen Gebieten verschwinden, kann es daher gerade für spezialisierte Wildbienen, die auf wenige Nahrungspflanzen angewiesen sind, an Nahrungspflanzen fehlen .
Auch mildere und kürzere Winter haben eine Auswirkung auf die Wildbienen. Häufig blühen bestimmte Pflanzenarten nicht nacheinander, sondern gleichzeitig, sodass die Bienen das Überangebot an Nektar und Pollen kaum sammeln können. Anschließend brechen die Trachten dann oft so schlagartig ab, dass es schnell zu Nahrungsmangel kommt.
Naturnahe Forstwirtschaft ist ein Garant stabiler Honig- wie auch Wildbienenpopulationen. Umfangreiche und vielfältige Mischungen heimischer Laub- und Nadelbäume, die Pflege sowohl früh- wie spätblühender Bäume und Sträucher mit hohem Nektar- und Pollenangebot und die insektenfreundliche Gestaltung von Waldsäumen und –rändern etwa an Forstwegen und Rückegassen wie auch Waldwiesen sind sinnvoll.
Auch wenn Wildbienen- und Hummelarten, von denen mehr als 40 % auf der Roten Liste geführt werden, größtenteils im Offenland leben, bieten untersonnte Waldränder und Waldlichtungen wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen. Durch kleinflächige Durchforstungseingriffe, Belassen von Altholzinseln und Totholz, Erhaltung von Kleinlebensräumen und der Verzicht auf die Bekämpfung der für Wildbienen sehr nahrhaften Himbeere werden auch diese Arten durch eine naturnahe Waldwirtschaft gefördert.
Auch Agrarbetriebe können für die Wildbienen viel tun!
Durch Blühstreifen, Magerrasen und den Erhalt alter Mauern und Steinhaufen werden zusätzlich Lebensräume geschaffen. So lassen sich selbst in genutzter Agrarlandschaft kleine Paradiese für die Individualisten unter den Bienen einrichten.
Quellen:
Bienen & Natur/ Das Magazin für Imker 2021/2
PM Deutsche Wildtierstiftung
Wie wilde Bienen in unseren Wäldern ihr Überleben organisieren